Rauminstallation „SCHICHTWECHSEL“
Sozialgebäude Volkswerft Stralsund
Raumansicht
Duschen als Handlung zur Verwandlung
Gilt das morgendliche Duschen als ein Übertritt von der Nacht in den Tag, von der Traumwelt ins öffentliche Leben, so beschreibt das Duschen nach der Arbeit, wie hier nach dem täglichen Miteinander auf der Werft auch einen Übergang, einen Zustand dazwischen
- zwischen dreckig und sauber
- zwischen Funktionieren und Loslassen
- zwischen Arbeit und Privatleben
Wasser rieselt, Seife reinigt, bei Wassergeräuschen entspannen, plaudern, witzeln und den Arbeitsalltag verdauen, loslassen. Befreiung von Dreck, Stress und Sorgen über die Zukunft auf der Werft.
Antworten von LW (W. Gabler)
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
LW: 43 Jahre, von 1. Nov. 1970 – August 2013
2. An welchen Schiffen haben Sie mitgebaut?
LW: Atlantik-Serie – Supertrawler – Gefriertrawler – Containerschiffe – Die Neuwerk – Die Alexander von Humboldt II – Hurtigrouten-Schiffe – Saugbagger-Schiffe
3. Unter welcher Werftführung hat Ihnen das Arbeiten am besten gefallen?
LW: unter dem dänischen Konzern A.P.Möller
4. Gab es ein intensives Erlebnis, was Sie noch heute bewegt?
LW: Die Entlassungswelle nach der Wende; der Zusammenhalt unter den Kollegen war gut
5. War die Werftbelegschaft für Sie auch eine Gemeinschaft, haben Sie an Angeboten wir Tanzgruppe/Sport oder so teilgenommen und gingen Ihre Kinder in die Werftkrippe?
6. Oder haben Sie Arbeit und Privatleben eher getrennt, also mit dem Duschen den Übergang ins Private gesucht?
LW: Ich habe Arbeit und Privatleben eher getrennt
7. In welchem Spint (Nummer?) haben Sie Ihre privaten Sachen aufbewahrt?
LW: Unsere Spinte hatten keine Nummerierung
Interview
Antworten von Steffen Lutat
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
Steffen: 23 Jahre, von 1999 – Januar 2022
2. An welchen Schiffen haben Sie mitgebaut?
Steffen: Endeavor („Endeavor“-Serie sind die weltgrößten Megayachten mit Eisklasse)
3. Unter welcher Werftführung hat Ihnen das Arbeiten am besten gefallen?
Steffen: Am liebsten Kran gefahrenen unter dem dänischen Konzern A.P. Möller
4. Gab es ein intensives Erlebnis, was Sie noch heute bewegt?
Steffen: der Tod des Chefs „Jan“
5. War die Werftbelegschaft für Sie auch eine Gemeinschaft, haben Sie an Angeboten wir Tanzgruppe/Sport oder so teilgenommen und gingen Ihre Kinder in die Werftkrippe?
Steffen: ich habe an keinen Aktivitäten teilgenommen
6. Oder haben Sie Arbeit und Privatleben eher getrennt, also mit dem Duschen den Übergang ins Private gesucht?
Steffen: Ich habe das Arbeiten auf der Werft natürlich mit nach Hause genommen und irgendwie verarbeitet
7. In welchem Spint (Nummer?) haben Sie Ihre privaten Sachen aufbewahrt?
Steffen: Meine Spint-Nummer war die 408
Antworten von Niro (KH Mielke)
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
Niro: 32 Jahre, von 1981 –2021
2. An welchen Schiffen haben Sie mitgebaut?
Niro: Containerschiffe – AHTS (Ankerziehschlepper) – Endeavor – Kabelleger – Bagger – Flussfahrtschiffe – Hurtigrouten-Schiffe – Saugbagger-Schiffe
3. Was war Ihre liebste Tätigkeit?
Niro: Transporte aller Art, am liebsten Schwerlasten
4. Unter welcher Werftführung hat Ihnen das Arbeiten am besten gefallen?
Niro: erst die Volkswerft dann unter Maersk / A.P.Möller
5. Gab es ein intensives Erlebnis, was Sie noch heute bewegt?
Niro: Umbruch und Insolvenzen
6. War die Werftbelegschaft für Sie auch eine Gemeinschaft, haben Sie an Angeboten wir Tanzgruppe/Sport oder so teilgenommen und gingen Ihre Kinder in die Werftkrippe?
Niro: Liederabende, Weihnachtsfeiern, Bierabende, Grillfeste am Wochenende
7. Oder haben Sie Arbeit und Privatleben eher getrennt, also mit dem Duschen den Übergang ins Private gesucht?
Niro: Ich habe Arbeit und Privatleben eher getrennt
8. In welchem Spint (Nummer?) haben Sie Ihre privaten Sachen aufbewahrt?
Niro: Spint 321
Antworten von René Pohl
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
René: 9 Jahre, von September 2003 – 2012
2. An welchen Schiffen haben Sie mitgebaut?
René: AHTS (Ankerziehschlepper) – Containerschiffe – Scandlines-Fähren
3. Was war Ihre liebste Tätigkeit?
René: Schiffe bauen in Stralsund
4. Unter welcher Werftführung hat Ihnen das Arbeiten am besten gefallen?
René: kann ich nicht so genau sagen
5. Gab es ein intensives Erlebnis, was Sie noch heute bewegt?
6. War die Werftbelegschaft für Sie auch eine Gemeinschaft, haben Sie an Angeboten wir Tanzgruppe/Sport oder so teilgenommen und gingen Ihre Kinder in die Werftkrippe?
René: nein, ich bin aus Greifswald
7. Oder haben Sie Arbeit und Privatleben eher getrennt, also mit dem Duschen den Übergang ins Private gesucht?
René: Klar getrennt. Arbeit ist Arbeit und Schnaps ist Schnaps
8. In welchem Spint (Nummer?) haben Sie Ihre privaten Sachen aufbewahrt?
René: keine Ahnung, zu lange her
Antworten von Ralf Ackermann
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
Ralf: 33 Jahre, von 1979 –2012
2. Als was sind Sie ausgebildet?
Ralf: Stahlschiffbauer, beschäftigt in der Sektion Montage
4. An welchen Schiffen haben Sie mitgebaut?
Ralf: Supertrawler – GTS – (Atlantik) 488 – Containerschiffe – Kabelleger – AHTS (Ankerziehschlepper) – Endeavor – Kabelleger – Schwimmbagger
5. Unter welcher Werftführung hat Ihnen das Arbeiten am besten gefallen?
Ralf: unter Maersk / A.P. Möller
6. Gab es ein intensives Erlebnis, was Sie noch heute bewegt?
7. War die Werftbelegschaft für Sie auch eine Gemeinschaft, haben Sie an Angeboten wir Tanzgruppe/Sport oder so teilgenommen und gingen Ihre Kinder in die Werftkrippe?
8. Oder haben Sie Arbeit und Privatleben eher getrennt, also mit dem Duschen den Übergang ins Private gesucht?
Ralf: Ich habe Arbeit und Privatleben eher getrennt, nach dem Duschen war Feierabend, dann habe ich nicht mehr so an die Werft gedacht.
9. In welchem Spint (Nummer?) haben Sie Ihre privaten Sachen aufbewahrt?
Antworten von Dirk Heuer
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
Dirk: 31 Jahre, von 1983 – 2010 und von 2018 – 2022
2. Als was sind Sie ausgebildet?
Dirk: Schiffbauer
3. Was war die liebste Tätigkeit?
Dirk: Ruderhacke – Steven, Höchstgewicht 120 Tonnen
4. An welchen Schiffen haben Sie mitgebaut?
Dirk: Gorch Fock repariert – GTS – Tropik – Supertrawler – Containerschiffe – Russische Logger – Neuwerk – Hurtigroute – Saugbagger –Kabelleger – AHTS (Ankerziehschlepper) – Endeavor – Kabelleger – Schwimmbagger
9. In welchem Spint (Nummer?) haben Sie Ihre privaten Sachen aufbewahrt?
Dirk: 186
Interview mit Tobias Sadowski
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
Tobias: 2003 – 2022 mit Unterbrechungen
2. An welchen Schiffen haben Sie mitgebaut?
Tobias: an Containerschiffe, unter MV-Wertfen an der Endeavor
3. Was war Ihre liebste Tätigkeit?
4. Unter welcher Werftführung hat Ihnen das Arbeiten am besten gefallen?
Tobias: ganz am Anfang unter Werftführung von Wolfgang Stammer
5. Gab es ein intensives Erlebnis, was Sie noch heute bewegt?
6. War die Werftbelegschaft für Sie auch eine Gemeinschaft, haben Sie an Angeboten wir Tanzgruppe/Sport oder so teilgenommen und gingen Ihre Kinder in die Werftkrippe?
Tobias: nein
7. Oder haben Sie Arbeit und Privatleben eher getrennt, also mit dem Duschen den Übergang ins Private gesucht?
Tobias: getrennt
8. In welchem Spint (Nummer?) haben Sie Ihre privaten Sachen aufbewahrt?
Tobias: nein
Interview mit Mathias Hagenow
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
Mathias: 26 Jahre, von 1996 – 2012
2. Als was sind Sie ausgebildet?
Mathias: als Teilezurichter, dann Tätigkeit als Schweißer
3. Was war Ihre liebste Tätigkeit?
Mathias: Eigentlich war alles gut
4. An welchen Schiffen haben Sie mitgebaut?
Mathias: an den AHTS – Kabelleger – Containerschiffe – Scandlines-Fähren
5. Unter welcher Werftführung hat Ihnen das Arbeiten am besten gefallen?
Mathias: A.P. Möller
6. Gab es ein intensives Erlebnis, was Sie noch heute bewegt?
7. Haben Sie Arbeit und Privatleben eher getrennt, also mit dem Duschen den Übergang ins Private gesucht?
Mathias: man hat schon gefeiert, Weihnachtsfeiern, Grillen, …
8. In welchem Spint (Nummer?) haben Sie Ihre privaten Sachen aufbewahrt?
Mathias: nein
Interview mit Waldemar Peuß
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
Waldemar: 45 Jahre, von 1970 –2016
Als was sind Sie ausgebildet?
Waldemar: als Scheißer
Was waren Ihre Tätigkeit?
Waldemar: Schweißer, Meister, Vorarbeiter, Schichtleiter, Gewichtsmanagement
2. An welchen Schiffen haben Sie mitgebaut?
Waldemar: Tropik – Atlantik – Supertrawler – GTS – Bagger – Containerschiffe – Kabelleger – Fahrgastschiffe – Flußkreuzer – Fähren
3. Unter welcher Werftführung hat Ihnen das Arbeiten am besten gefallen?
Waldemar: unter Maersk (A.P.Möller), bessere Bezahlung und gutes Arbeitsklima.
Insgesamt 22 Geschäftsführer erlebt!
4. Gab es ein intensives Erlebnis, was Sie noch heute bewegt?
Waldemar: Juni 1994, Grundsteinlegung zur Kompaktwerft mit Dr. Angela Merkel …
5. War die Werft für Sie auch eine Gemeinschaft?
Waldemar: Ja, nur zu DDR-Zeiten, eigenes Kultur-(Thälmann) Haus auch mit Tanzangeboten
6. Haben Sie Arbeit und Privatleben eher getrennt, also mit dem Duschen den Übergang ins Private gesucht?
Waldemar: Jawohl, Feierabend war Feierabend und Arbeit war Arbeit.
7. In welchem Spint (Nummer?) haben Sie Ihre privaten Sachen aufbewahrt?
Waldemar: 53 oder 54
Interview mit Maiki (Dirk Krüger)
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
Dirk: seit 41 Jahren, von 1982 –1984 in Ausbildung, seit 1997 als Feuerwehrmann
2. Als was sind Sie ausgebildet?
Dirk: als Isolierer für Schiffbau, Wohnungsbau und Industrieanlagen
3. Was war Ihre Tätigkeit?
Dirk: als Feuerwehrmann Einsatzfahrten, Vorbeugende Maßnahmen im Brandschutz bis zur Übergabe der Schiffe
4. An welchen Schiffen haben Sie mitgebaut?
Dirk: GTS (Gefriertrawler-Seiler) – Fabrik-Trawler
3. Unter welcher Werftführung hat Ihnen das Arbeiten am besten gefallen?
Dirk: bei jedem Eignerwechsel wurden wir hin und her geschoben
5. Haben Sie Angebote der Werft genutzt?
Dirk: Wir hatten unsere eigenen Sportgeräte, ab und zu mal bekamen wir Schwimmbadkarten
7. In welchem Spint (Nummer?) haben Sie Ihre privaten Sachen aufbewahrt?
Dirk: Eigene Umkleiden der Feuerwehr
Interview mit Bernd Fischer
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
Bernd: 40 Jahre, von 1983 – 2023
2. Als was sind Sie ausgebildet?
Bernd: woanders als Schlosser, dann hier als Schweißer
4. An welchen Schiffen haben Sie mitgebaut?
Bernd: an allen, vom Supertrawler bis zu den Passagierschiffen, an den Spezialschiffen im Offshore-Bereich, an allen
5. Unter welcher Werftführung hat Ihnen das Arbeiten am besten gefallen?
Bernd: unter Maersk (A.P. Möller), hart aber fair, GF Wolfgang Stammer wäre für die Belegschaft auch durchs Feuer gegangen
6. Gab es ein intensives Erlebnis, was Sie noch heute bewegt?
Bernd: ja mehrere, 1. der Streik, als der Bremer Vulkan hier das Geld abgezogen hat und wir vor dem Nichts standen und
2. im positiven Sinne, wo wir gehofft haben, dass es wieder vorwärts geht, als Genting uns übernommen hat und die Belegschaft von 3 Standorten zusammen geholt hat und sich an die starken Betriebsräte und Tarifverträge gehalten hat, das sich das durch Corona zerschlagen hat, konnte keiner wissen. Wir konnten wieder Leute einstellen, wir haben alte Kollegen wieder nach Hause geholt.
6. War die Werftbelegschaft für Sie auch eine Gemeinschaft, haben Sie an Angeboten wir Tanzgruppe/Sport oder so teilgenommen und gingen Ihre Kinder in die Werftkrippe?
Bernd: Ja. Die Kollegen hier, der Zusammenhalt, das war das Beste. Aktivitäten-Angebot nur zu DDR-Zeiten.
7. Haben Sie Arbeit und Privatleben eher getrennt, also mit dem Duschen den Übergang ins Private gesucht?
Bernd: … ja genau, ja nein, man kommt ja nicht aus seiner Haut raus, man denkt ja doch immer an die Arbeit. Der Betriebsrat hat mitbestimmt, dass auch noch mal mehr Duschen eingebaut wurden als geplant und die Kollegen haben sich hier auch wohl gefühlt.
8. In welchem Spint (Nummer?) haben Sie Ihre privaten Sachen aufbewahrt?
Bernd: nein
Interview mit Norbert Kinzel
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
Norbert: 49 Jahre, von 1970 – 2019
2. Als was sind Sie ausgebildet?
Norbert: Facharbeiter für Datenverarbeitung, 1970 war EDV ein Hype in der DDR
2. Was war Ihre Tätigkeit?
Norbert: Facharbeiter Datenverarbeitung, Einkäufer Materialwirtschaft, Systemprogrammierer, Abteilungsleiter
4. Wo haben Sie gearbeitet?
Norbert: mit der Wende Umzug mit dem Rechenzentrum aus dem Reparatursektor (links vom Rügendem) auf die Hauptwerft ins Hochhaus. Schlagartig merkten wir, wie weit wir mit unserer Technologie (EDV) hinter dem Weltstandard hinterher waren. Wir hatten das Glück, dass wir durch Mitarbeiter aus den alten Bundesländern sanft an die Technik herangeführt wurden.
5. Unter welcher Werftführung hat Ihnen das Arbeiten am besten gefallen?
6. Gab es ein intensives Erlebnis, was Sie noch heute bewegt?
Norbert: die Arbeitskämpfe zur Wendezeit, wo wir den Rügendamm mit dem Kielblockträger blockiert haben, um unser Geld vom Bremer Vulkan wiederzubekommen. Wir waren zu 1000den unterwegs gewesen und haben so massiv auf die Situation aufmerksam gemacht, sonst hätte es vielleicht keine weitere Geschichte der Werft gegeben.
Schiffstaufen und Stapelläufe gab es zahlreich und als Rechenknecht war man da nicht dabei. Das Absenken eines Schiffs zu sehen, waren schon intensive und besondere Erlebnisse.
6. War die Werftbelegschaft für Sie auch eine Gemeinschaft, haben Sie an Angeboten wir Tanzgruppe/Sport oder so teilgenommen und gingen Ihre Kinder in die Werftkrippe?
Norbert: Ich möchte keinen Tag auf dieser Werft missen. Auch wenn es mal Reibereien zwischen den Abteilungen gab, am Ende haben doch alle gewußt, dass sie an einem Strang ziehen und wenn ein Schiff auslief, war jeder stolz doch an irgendeinem Rad mitgedreht und mitgebaut zu haben. Dies hat die Werftgemeinschaft mit geprägt und ausgemacht. Auch in der Stadt war klar, wer auf der Werft arbeitet, der ist dort in einer anerkannten Gemeinschaft.
7. Haben Sie Arbeit und Privatleben eher getrennt, also mit dem Duschen den Übergang ins Private gesucht?
Norbert: ne, absolut nicht. Wie auch andere Kollegen und ich noch heute sagen, wir waren zweimal verheiratet, mit der Werft und mit meiner Frau. Egal wann die Werft angerufen hat, ich war Tag und Nacht erreichbar, sicherlich nicht einfach für meine Frau. Heiligabend Wassereinbruch, es gab kein Zögern, da bin ich gefahren. Es gab keine Trennung, es gab eine Reihenfolge, Arbeit und dann Privat, das kenn ich von sehr vielen Kollegen.
Interview mit Harry Jaquet
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
Harry: über 30 Jahre, von 1965 – 1997
2. Als was sind Sie ausgebildet?
Harry: Maschinist und an einer Erwachsenenqualifizierung teilgenommen. 8h + Schulbank + Nachtschicht
3. Was war Ihre Tätigkeit?
Harry: ich habe eine hydraulische Presse bedient, ein feiner Job, mit 3 Kollegen das Werkstück bearbeitet auf Millimeterarbeit.
4. Werft-Eignerwechsel, wie war das für Sie?
Harry: ich habe Glück gehabt, über die Gewerkschaft und Behindertenverband (Augenfehler), so bin ich nicht wegrationalisiert worden.
5. Unter welcher Werftführung hat Ihnen das Arbeiten am besten gefallen?
Harry: unter dem ehemaligen Werftdirektor Homburg 1965.
7. Haben Sie an Angeboten wir Tanzgruppe/Sport oder so teilgenommen?
Harry: ja, die Kultur war zu Ostzeiten noch recht rege, Theaterbesuche wurden organisiert, Brigadenausflug nach Hiddensee, ja es war eine große Gemeinschaft.
6. Haben Sie hier auch geduscht?
Harry: Krach und Staub immer zu hundert Prozent. In Halle 7 hat es durchgeregnet und man hat Angst um die Maschinen gehabt. Jetzt drückt man auf einen Knopf, die Flügel gehen auf und die die schlechte Luft geht raus. Jetzt geht es auf ein mal.
8. In welchem Spint (Nummer?) haben Sie Ihre privaten Sachen aufbewahrt?
Harry: nein, es gab Holzschränke, so wie bei der Armee, da wusste jeder, wo sein Ding war, hat schnell sein Zeug reingeschmissen (Ausgangsuniform).
Interview mit Mathias Quester
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
Mathias: fast 19 Jahre, von 1980 – 1993 und von 1999 – 2014
2. Als was sind Sie ausgebildet?
Mathias: als Schiffbauschlosser
3. Was war Ihre Tätigkeit?
Mathias: bis 1990 hieß es Stahlschiffbauschlosser, danach Konstruktionsmechaniker
4. An welchen Schiffen haben Sie mitgebaut?
Matthias: Fischereischiffe – Containerschiffe – Spezialschiffe – AHTS – Fährschiffe – Flußkreusschiffe – Scandlines-Fähren
5. Werftübernahmen, unsichere Zeiten, unter welchem Eigner war es am besten?
Mathias: es wurden nicht mehr alle Lehrlinge übernommen, ich ja. 1999 war dann schon unter Maersk, das war der beste Arbeitgeber nach der Wende. Ab 2007 unter Hegemann ging es dann später wieder mit Entlassungen los, erst 100 Leute, dann 400 Leute. Jedes mal hat man Angst gehabt, darf ich noch weiterarbeiten oder nicht? Die Angst war dann ständig dabei. Bis es zur Insolvenz kam.
6. Gab es ein intensives Erlebnis, was Sie noch heute bewegt?
Mathias: negativ die Zeit der Insolvenzen, positiv der reinste Schiffbau, von klein auf bis zur Fertigstellung. Der Stapellauf wurde meistens groß gefeiert.
6. War die Werftbelegschaft für Sie auch eine Gemeinschaft, haben Sie an Angeboten wir Tanzgruppe/Sport oder so teilgenommen?
Mathias: Nach der Wende nicht mehr. Es gab unter A.P. Möller im Sommer immer ein Betriebsfest ein paar Jahre hintereinander das war sehr schön, Er was ein super Arbeitgeber im Gegensatz zu den anderen.
7. Haben Sie Arbeit und Privatleben eher getrennt, also mit dem Duschen den Übergang ins Private gesucht?
Mathias: das Duschen gehörte mit zur Arbeit. Wenn wir die Dusche aufgerissen haben, da kam dann unten immer eine schwarze Suppe raus. Wir sahen ja vorher aus wie Schornsteinfeger. Wahnsinn, du bist ganz normal reingegangen und kamst als Schornsteinfeger raus. Die letzten bekamen manchmal kein warmes Wasser mehr.
8. In welchem Spint (Nummer?) haben Sie Ihre privaten Sachen aufbewahrt?
Mathias: kann mich nicht erinnern, aber Nummern gab es, falls sie mal aus welchem Grund auch immer, die persönlichen Sachen aus dem Sprint rausholen mussten.
Interview mit Edeltraut Griebe
1. Wie viele Jahre haben Sie auf der Werft gearbeitet, von wann bis wann?
Edeltraut: 40 Jahre, von 1967 – 2007
2. Als was sind Sie ausgebildet?
Edeltraut: als Kranfahrerin
3. Was war Ihre Tätigkeit?
Edeltraut: Kranfahrerin in der Vormontage
4. viele Werftübernahmen, was hat Sie bewegt?
Edeltraut: das schlimmste war, als Bremer Vulkan das übernehmen wollte, da haben wir ja Blockade gemacht am Rügendamm, gestreikt und große Zelte aufgebaut. Wir waren in der Nachtschicht und haben die Werker versorgt. Das war schon eine wilde Zeit damals.
5. War die Werftbelegschaft für Sie auch eine Gemeinschaft, haben Sie an Angeboten wir Tanzgruppe/Sport oder so teilgenommen?
Edeltraut: Ich war im Frauenausschuss, Frauentagsfeiern vorbereitet, Solidaritätsaktionen gestartet. Das schlechte zu DDR-Zeiten war, dass meine Tochter schon mit 2 Monaten in die Werftkrippe musste. Der Staat wollte, dass die Frauen arbeiten gehen. Dass tut mir heute noch in der Seele leid. Dann später gab es den Beschluss, dass die Muttis 1 Jahr zuhause bleiben durften. Aber sie haben auch sehr viel für die Kinder gemacht, Kindertag im Thälmann-Haus.
6. Wann hat Ihnen das Arbeiten am meisten Spaß gemacht?
Edeltraut: als die neuen Krananlagen kamen, kein Vergleich zu den alten Kisten. Ende der Neunziger, ich war kurz über 50, da habe ich den neuen Kranlehrgang mitgemacht. Unter Maersk A.P. Möller. Auch in Halle 1 wurden die Krananlagen neu gemacht. Über die alten Waschräume konnte man nur drüber lachen. Dann haben wir diese schönen Waschhäuser bekommen, das war schon ein Unterschied wie Tag und Nacht.
7. Gibt es Erlebnisse, die Sie noch heute bewegen?
Edeltraut: Da gibt es viele, wir waren zu DDR-Zeiten alles junge Frauen, ich habe mit 20 hier angefangen und Ausflüge am Wochenende gemacht die ganze Belegschaft, unser Kollektiv. Das war schon toll, schöne Betriebsfeste. Das hat dann alles nachgelassen. Also das Kollektive war zu DDR-Zeiten schöner, wenn man die Politik rausgelassen hat. Wir sind zusammen alt geworden und wir halten heute noch zusammen. Wir sind noch 8 Frauen die sich treffen und ein paar Tage zusammen wegfahren. Wir waren letzte Woche zu 7 Frauen Essen, wir halten immer noch zusammen.